Ingo Ritter übernimmt das Amt des Vorsitzenden von Otmar Schick. Mehr junge Leute sollen für Karneval gewonnen werden.
Ausgabe Tageblatt 08.08.2019
Von Jutta Schreiber-Lenz
Karneval macht Spaß: Niveauvollen Rednern zuhören, die mit Wortwitz und satirischem Talent das Alltagsgeschehen in Politik und gesellschaftlichem Leben durch den Kakao ziehen – das war und ist für den nunmehr ehemaligen Muckemau-Vorsitzenden Otmar Schick ein Genuss. Wie passend, dass er in Ingo Ritter einen Nachfolger gefunden hat, der den gleichen Qualitätsanspruch verfolgt. Der 34-Jährige, der bei seinen Eltern die Freude am jecken Brauchtum quasi mit der Muttermilch eingesogen hat, übernahm den Staffelstab von Schick. Der hatte langfristig angekündigt, dass er nicht erneut als Vorsitzender kandidieren werde. „Der Verein hatte also Zeit, sich auf diese Wende vorzubereiten“, sagt Ritter, der mit seiner Wahl die Hoffnung auf eine durchschlagende Verjüngung verbindet. Mit Geschäftsführerin Lara Oberkönig sei ja sogar eine Mittzwanzigerin dabei – auch sie übrigens ein Eigengewächs mit Muckemau–Eltern. „Wir hoffen auf einen Schneeballeffekt“, sagt Ingo Ritter und lächelt. „Es wird sich hoffentlich bald stetig rumsprechen, dass die Muckemau keine veraltete Gesellschaft ist, sondern ein junggebliebener Traditionsverein. Und dass es Spaß macht, bei uns mitzumachen.“
Es gelte, in der Richtung weiterzugehen, die Otmar Schick in den letzten Jahren bereits erfolgreich eingeschlagen hat, im Verein Tradition und Innovation in einer guten Balance zu halten. Jüngst erst habe man zum Beispiel die alte Satzung überarbeitet, in der immer noch festgehalten war, dass nur Männer Mitglied werden dürften. „Das war aber seit Jahren längst anders gelebt. Jetzt endlich ist das auch juristisch geändert“, sagt Schick, der den Verein 17 Jahre lang geführt hat. Schick stammt aus der Lünneburger Heide. Er ist Steuerberater und hat bis zu seinem 60. Geburtstag die Jugendfeuerwehr als Brandoberinspektor geleitet.
Als junger Bursche entdeckte er sein Herz für den Karneval. 40 Jahre Muckemau hat er miterlebt und gestaltet. Stolz ist er, dass er namhafte Karnevalspromis zur jährlichen Gala-Sitzung in den Konzertsaal geholt hat – auch wenn man dafür die Anfangszeit der Veranstaltung in die frühen Abendstunde verlegen musste. „Der Pool der Künstler wird stetig kleiner“, erläutert Schick. „Und deshalb verdichtet sich der Terminkalender derer, die noch da sind: In der Hauptabendzeit ist eine Fahrt nach Solingen und wieder zurück nach Köln nicht drin.“
Um dem selbst gegebenen Qualitätsanspruch an eine „tolle“ Sitzung in Solingens „bester Stube“, also dem Konzertsaal, zu genügen, wird rund ums Jahr Geld zusammengetragen. Bewährt haben sich die legendären Reibekuchen, die die Muckemau auf dem Zöppkesmarkt oder auch bei der Sommerparty – am kommenden Wochenende ist es wieder soweit – backt und verkauft. Der Teig bestünde zwar aus einer fertig gekauften Basis. „Aber wir haben unser spezielles Verfeinerungsrezept“.
Der Erlös dieser Aktionen fließt in die Finanzierung der Sitzung. Ebenfalls hohen Standards genügt die achtköpfige Saal-Band. „Kein Alleinunterhalter am Keyboard“, sagt Schick. Stolz sei man ebenso auf die Tänzerinnen der TKS Klingenstadt, die seit Jahren bei überregionalen Wettbewerben an der Spitze mitmischen. „Die machen die Eröffnung und pushen die Stimmung mit ihrem extra dafür neu choreographierten Show-Tanz“, sagt Ingo Ritter. Ebenfalls in der Mache sei der neue Sessionsorden. „Bis zum Elften im Elften muss ja alles stehen – und das ist ja gar nicht mehr so lange hin.“